Die weihnachtliche Fest- und Freudenzeit, den von der Fröhlichkeit über die Geburt unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus geprägten Weihnachtsfestkreis haben wir am 2. Februar zur Lichtmess – Tag der Darstellung des Herrn – abgeschlossen. Nun liegt ein emotional ganz anders geprägter Abschnitt vor uns: die Passionszeit. Am Aschermittwoch gehen wir über in die vierzigtägige vorösterliche Buß- bzw. Fastenzeit. Diese erreicht ihren Höhepunkt in der Karwoche, welche wir am Palmsonntag in Lauenstein in besonderer Weise musikalisch mit dem Passionsoratorium von Stölzel einleiten wollen.

Was ist Wahrheit? (Johannes 18,38) Die Frage des Pilatus kennen wir aus der Passionsgeschichte. An dieser Stelle bleibt sie offen und ist somit an uns alle gestellt. Im Evangelium gibt Christus uns die Antwort: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. (Johannes 14,6) Christus selbst, seine Worte, sein Leben und Leiden ist Wahrheit.

Pilatus zeigt Christus dem Volk mit den Worten: Seht, welch ein Mensch! (Johannes 19,5) Welche wahren Worte Pilatus damit sagt, war ihm unbewusst: Der Mensch, umgeben von der verlorenen Menschheit. An Christus sehen wir, wie der Mensch gemeint und bestimmt ist, worauf es wirklich ankommt und was das wahre Leben ist. Nur wer sich an ihm orientiert und seinen Worten treu und gewissenhaft folgt, der ist auf dem rechten Weg der Wahrheit – auf dem Lebensweg. Wer sich von Christus und seinen Worten abkehrt, geht unweigerlich in die Irre und ist auf dem Abweg ins Dunkle hinein. Wie Petrus am Karfreitag: Dreimal verleugnete er Christus, dem er alles verdankt und den er doch liebt. Jedoch als es darauf ankommt, sich zu Christus zu bekennen, schämt er sich dessen, dass er zu ihm gehört. Aus Furcht vor Anderen kehrt er sich von Christus ab.

Die Verleugnung Jesu geschieht nicht nur durch Worte, sondern indem wir nicht tun, was er sagt. Wir verleugnen Christus unseren Herrn, wenn wir nicht nach seinem Gebot und Wort leben und handeln, sondern uns anpassen an das, was von uns womöglich erwartet wird oder was gerade allgemein angesagt, zeitgemäß und populär ist. Wir verleugnen Christus, wenn wir – wie Petrus – das Kreuz Christi meiden und uns aus seiner Nachfolge herausstehlen, falls es uns unangenehm, etwas kosten bzw. Nachteile oder Opfer erfordern würde. Das Kreuz ist und bleibt der Ernstfall des Glaubens und der Nachfolge Christi. So der Glaube für uns Trost und Bestätigung bedeutet und schöne Gefühle bringt, ist es einfacher zu glauben. Doch es kommt darauf an, ebenso die Herausforderung des Christseins anzunehmen, über unseren Schatten zu springen, etwas Unangenehmes zu tun und uns zu überwinden.

Fragen wir uns: Kann man an meinem Leben ablesen, dass ich zu Jesus gehöre? Unterscheide ich mich von einem Ungläubigen in meinem Lebensstil? Oder: Bin ich vielleicht nur dem Namen nach Christ, der sich am Strom anpasst und nicht anders lebt als die große Menge? Wir wollen in Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, der Wahrheit und Hoffnung ist, bleiben, ihm nachfolgen nach besten Wissen und Gewissen zu aller Zeit, an guten und ebenso an schlechten Tagen.

Eine gesegnete Passions- und Osterfestzeit in der Nachfolge Christi wünscht Ihnen
Kantor Roy Heyne