Jesus sagt: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. (Mt 5,44) Das sind klare Worte mit einer deutlichen Anweisung und für jeden verständlich. Wahrscheinlich gerade deshalb regt sich unwillkürlich Widerstand in uns und wir denken: das geht doch nicht, das kann ich nicht und das kann doch auch keiner verlangen – oder wie unsere Einwände auch heißen. Die schlichten Worte des Evangeliums rufen im Menschen – wenn man nach ihnen lebt und handelt – wunderbare Wirkungen und ein gutes Miteinander hervor. Vielen Menschen, die diese Worte zwar kennen, fällt es jedoch nicht ein, diese göttliche Wahrheit im Leben umzusetzen. Wie oft geht es uns so, dass wir
die Worte des Evangeliums nicht so ernst nehmen? Wir lassen uns nicht wirklich auf das Wort des Herrn ein und folgen nicht dem Rat Mariens bei der Hochzeit zu Kana – jener einfachen Regel, die das Wesen des Christseins zusammenfasst: Was er euch sagt, das tut. ( Joh 2,5)
Bei uns hingegen ist es doch mit dem Wort des Herrn meist so: Wir hören es und wenn es um die Umsetzung geht, haben wir das meiste wieder vergessen oder wollen es gar nicht wirklich wissen und unser Leben geht weiter wie zuvor. Wir verpassen damit jedoch die Chance, in unserer Entwicklung weiterzukommen, neue Erfahrungen zu machen und als Menschen und Christen zu wachsen, um in eine neue größere Freiheit – ohne Egoismus – hineinzukommen. Wir sind nicht auf dieser Erde, um das ganze Leben auf einer Stelle zu treten und ein geistlicher Zwerg zu bleiben. Deshalb sollten wir die göttliche Wahrheit des Evangeliums als Wachstumsimpuls nutzen. Gerade das Gebot der Feindesliebe aus der Bergpredigt kann uns weiterbringen. Schließen wir niemanden von unserer Güte und unserem Wohlwollen aus und sagen wir von keinem: Der nicht! Seien wir nicht nur gut zu denen, die es in unseren Augen gerade verdient haben. Denn Gott, unser Vater, schließt auch keinen von seiner Liebe aus. Er nimmt uns aus Liebe an, obwohl wir es nicht verdient haben.
Niemanden – nicht den Unsympathischen, den Fremden, ja den Feind prinzipiell ausschließen, das heißt: Die Großmut Gottes nachahmen, das Herz weit machen und den Kreis des Lebens vergrößern, dass viele Platz haben und nicht nur die engsten Angehörigen und Freunde. Das große, weite Herz gehört auch zu dieser Regel: Gib dem, der dich bittet. (Mt 5,42) Behalte das Deine nicht für dich allein, sondern gib dem davon, der dich bittet und deine Hilfe braucht. Dann bringt dein Geld und deine Hilfe wirklich Zinsen und trägt Früchte – auf der himmlischen Bank der Liebe und im menschlichen Miteinander. Werden wir an das Wort des Herrn denken, wenn uns ein Bettler die Hand hinstreckt bzw. wir um etwas gebeten werden? Was Jesus uns sagt, tun. Das Evangelium ernsthaft in den konkreten Herausforderungen und Begegnungen des Lebens umsetzen: Das ist der Weg der Nachfolge Jesu – der Weg der Kinder Gottes in sein Reich.
Ihr Kantor Roy Heyne