„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“
Lukas 18,31

Ich gehe durch die Straßen einer Kleinstadt. An den Rändern des Gehweges vor den Eingängen und Ausfahrten der Häuser sind große Berge Sperrmüll zu sehen. Kleintransporter halten an. Einige Leute steigen aus und durchkämmen die aussortierten Gegenstände nach noch Brauchbarem. Gelegentlich schweift mein Blick hinüber. Was ragt denn dort aus dieser Kiste empor? Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Beim näheren Herankommen erkenne ich es genauer. Ein kleines metallenes Kruzifix – noch völlig intakt steht es dort bei den ausgesonderten, nicht mehr benötigten Gegenständen, von denen jemand seinen Haushalt entlasten möchte.

Vielleicht hat es irgendwann – zu Uromas Zeiten – einmal einen Ehrenplatz auf einem Schreibtisch oder Regal gehabt. Es sieht verstaubt aus. Sicher verbrachte es seine letzten Jahre auf einem Dachboden oder in einer Abstellkammer. Nun wird es offenbar für die Besitzer endlich Zeit, sich davon zu trennen.

Es versetzt mir einen Stich, schmerzt mich.

Das Kreuz weist uns auf die bald beginnende Passionszeit.

Am Kreuz scheiden sich die Geister. Es war zu allen Zeiten ein Symbol, an dem Anstoß genommen wurde.

Für Jesus beginnt der Weg des Leidens, der am Kreuz endet, mit dem Gang nach Jerusalem. Zunächst wird man ihn bejubeln, dann verspotten. Ein letztes Mal wird er mit seinen Jüngern Gemeinschaft haben und das Brot brechen, dann wird man ihn festnehmen, foltern und schließlich kreuzigen. – Es ist ein langer Weg des Leidens, der da vor ihm liegt.

Aber das ist zum Glück nicht alles. Die Geschichte Jesu ist mit seiner Kreuzigung nicht zu Ende, denn nach drei Tagen ist er von den Toten auferstanden.

Deshalb wird das Kreuz zu einem Symbol der Hoffnung für alle, die von Leid und Tod bedroht sind.

Der Apostel Paulus bezeichnet es als eine Kraft Gottes, denn das Wort vom Kreuz hat eine große Verheißung. Es sagt: Auch als Sterbende, siehe, sind wir die, die leben.

Weder Leid noch Tod werden uns daran hindern können, die Lebendigen zu sein.

Das Kreuz – nur ein Symbol aus Uromas Zeiten, dass wir getrost auf den Sperrmüll überantworten können?

Das sei ferne! Das Kreuz – Zentrum unseres Glaubens und unserer Hoffnung.

Pfarrer Markus Schuffenhauer