Schafe unterwegs
21. Juni 2020 – 2. Sonntag nach Trinitatis
(nach einer Idee aus dem „Gotteskreis“, TPI Moritzburg)
Wir benötigen: eine Tischdecke und Watte (für 30 kleine Schafe), eine Figur (Puppe o.ä.) als Hirte, evtl. Naturmaterialien)
Gestern war ich unterwegs. Ich bin über eine große Wiese gelaufen und wisst ihr was ich da gesehen habe?
Viele Tiere.
Es waren keine Kühe.
Richtig Schafe.
Und zwar ziemlich viele. Also ich schätze mal 10 oder 20. Könnt ihr schon bis dahin zählen?
Versucht es doch mal.
Schafe kommen ja in der Bibel ziemlich oft vor. Und Jesus wurde auch als guter Hirte bezeichnet – ein Hirte, das wisst ihr, ist der Mann, der auf die Schafe aufpasst und sie beschützt.
Wir wollen mit einem Spiel starten. Dazu brauchen wir eine Wiese.
Decke auflegen – das soll unsere Wiese sein. Ihr dürft aus der Watte kleine Schafe knüllen und sie auf unsere Wiese setzen.
– ca. 30 auflegen
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Sagt mal, hat ein Hirte so viele Schafe, wie hier zu sehen sind?
Oder hat ein Hirte noch mehr Schafe?
Wie viele Schafe hat denn ein Hirte?
Einige Knäule werden nun um den Hirten gelegt.
Ihr macht jetzt eure Augen zu. Wenn ich es sage, könnt ihr die Augen wieder öffnen.
Es wird ein Schaf weggenommen.
Schaut euch alles genau an. Sind noch alle Schafe da?
Das Spiel kann wiederholt werden.
Folgendes ist einem unserer Schafe vor langer Zeit passiert:
(nach Frieder Harz)
Gerade ist das kleine Schäfchen aufgewacht. Sonnenstrahlen haben es an seiner Nase gekitzelt. Es reckt sich und streckt sich und begrüßt die anderen Schafe. Es freut sich schon darauf, mit ihnen zu spielen und um die Wette zu hüpfen. Das kleine Schaf begrüßt auch den Hirten. Er ist so groß, dass man ihn immer sehen kann. Auch wenn man sich ein bisschen von der Herde entfernt, kann man seinen schwarzen Hut im Blick behalten. Jetzt spürt das Schaf Hunger. Ja, wenn man als erster die Leckerbissen unter den Gräsern finden will, muss man sich schon auf den Weg machen und dorthin gehen, wo die anderen noch nicht waren. Das Schaf hüpft hierhin und dorthin. Die guten Gräser locken so richtig zum Weitersuchen. Hier – und dort drüben – und noch ein paar Sätze weiter – und da drüben spitzen sie auch zwischen den anderen Pflanzen hervor.
Endlich hat das Schaf genug. Es hebt den Kopf, um die anderen zu sehen – aber die sind auf einmal weg, wie vom Erdboden verschluckt. Es spitzt die Ohren, aber es hört keinen Ton von der Herde. Es rennt hierhin und dorthin und ruft, so laut es kann – aber die Herde ist verschwunden. Angst steigt in ihm hoch. Es rennt immer schneller hin und her, von einer Bo-denwelle und einem Hügel zum nächsten, aber nichts ist zu sehen. Es sucht nach Spuren der Herde, aber es findet keine. Alles ist fremd. Hier ist es vorher noch nie gewesen.
Bald ist es müde vom Rennen und Rufen. Aber sein Herz klopft ganz laut vor Angst. Was soll es nur tun? Wäre ich doch bei den anderen geblieben, denkt es sich. Die dummen Gräser haben mich von den anderen weggelockt. Wie gut haben die es jetzt! Die sind nicht so allein. Ein Schreck durchfährt das Schaf: Merken die anderen und vor allem der Hirte überhaupt, dass ich fehle? Vielleicht ziehen sie immer weiter und wissen gar nicht, dass ich verschwunden bin? Bei diesem Gedanken fühlt das Schaf, wie schrecklich das Alleinsein ist. Nein, es weiß, wie aufmerksam der Hirte ist. Der wird bald merken, dass eines seiner Schafe fehlt. Vielleicht ist er schon auf der Suche nach ihm! Hoffentlich ist er schon unterwegs! Das Schaf ruft noch einmal ganz laut, damit es der Hirte hört. Das ist das Beste, was es jetzt tun kann. So wird es der Hirte bald finden.
Immer wieder hält es inne und horcht. Jetzt auch wieder. Es hebt den Kopf und lauscht ganz aufmerksam. War da nicht von weit her eine Stimme zu hören? Das Schaf ruft jetzt wieder, so laut es kann. Und es hört die Antwort. Es ist die Stimme des Hirten, und die kommt immer näher. Jetzt hüpft das Schaf vor Freude. Es kann es kaum erwarten, bis endlich der Hirte zwischen den Büschen auftaucht. Wie gut, dass er endlich da ist!
„Da bist du ja, du Ausreißer!“ sagt der Hirte. Er merkt, wie müde das Schaf ist. Er legt es sich auf seine Schultern. Das ist der angenehmste Platz auf der ganzen Welt. Das Schaf ist froh und glücklich. Es erzählt dem Hirten, wie allein es sich gefühlt hat, wie sehnsüchtig es auf das Kommen des Hirten gewartet hat, wie groß die Angst war, ob der Hirte überhaupt merkt, dass es fehlt. Und auch der Hirte erzählt: „Als du so viel Angst hattest, da war ich schon unterwegs. Ich bin von einem Hügel zum anderen gegangen und habe laut gerufen. Ich habe genau gewusst, dass ich dich finden werde!“ Das kleine Schaf fragt immer wieder nach: „Als ich mich so alleine gefühlt habe, da warst du wirklich schon unterwegs zu mir?“ Und der Hirte bestätigt das. Es spürt immer noch seine große Angst, die es hatte, und es spürt zugleich die Freude, dass der Hirte jetzt da ist. Und der Hirte freut sich auch. Immer wieder sagt er: „Ich bin ja so froh, dass ich dich gefunden habe! Das müssen wir unbedingt feiern, wenn wir wieder bei den anderen sind!“
Am Abend betet das Schaf: „Lieber Gott, ich danke dir, dass du mich heute behütet hast, als ich so allein war und in so großer Not. Ich danke dir auch, dass ich einen so lieben Hirten habe. Und ich weiß, den hast du zu uns geschickt, damit es uns gut geht. Immer wenn ich ihn sehe, muss ich auch an dich denken. Denn so gut, wie er zu uns ist, bis auch du zu uns allen. Amen“.