Die weihnachtliche Fest- und Freudenzeit, der von der Fröhlichkeit über die Geburt unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus geprägte Weihnachtsfestkreis liegt hinter uns. Am Aschermittwoch gehen wir über in die vierzigtägige vorösterliche Buß- beziehungsweise Fastenzeit – die emotional ganz anders geprägte Passionszeit. In ihr begegnet uns mehrfach der Aufruf zur Umkehr und Buße (vgl. Markus 1,15). Wir werden auch erinnert, dass wir uns nicht ewig damit Zeit lassen können, denn unser Erdenleben ist begrenzt (vgl. 1. Mose 3,19). Wir sollen unsere Zeit nutzen: Gutes tun, Böses unterlassen und gottgefällig leben. Ein Leben leben, welches von der Liebe geprägt ist: Der Liebe Gottes – und die davon geprägte Liebe unter uns Menschen im Umgang und Handeln miteinander, sowie die damit einhergehende, immer wieder notwendige Vergebungs- und Versöhnungsbereitschaft zu leben.

Im Evangelium lesen wir, dass die Botschaft von der Umkehr, von Reue und Buße eine frohe und tröstliche Botschaft ist. Denn uns wird zugesprochen: Jeder, wo auch immer er gerade steht, kann einen neuen Anfang machen und im Glauben und in der Nachfolge Jesu leben. Gott wartet auf jeden und ist bereit, jeden, der sich zu ihm wendet und auf ihn zugeht, anzunehmen. Gott ist voller Versöhnungsbereitschaft, denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es reut ihn bald die Strafe (Joel 2,13 / Psalm 103).

Die Fastenzeit lädt uns ein: Nehmen wir die Möglichkeit an, uns uns mit Gott zu versöhnen und unserem Leben eine neue Richtung zu geben – unser Leben auf den rechten Weg der Wahrheit zu führen. Wesentlich ist der innere Entschluss: Ja, ich möchte neu beginnen, bewusst mit Gott und seinen Geboten getreu und in seiner Liebe zu leben. Dabei helfen uns Fasten und Gebet.

Fasten: sich einmal einen Verzicht auferlegen als Zeichen der Buße. Gott sieht, was wir im Verborgenen tun (vgl. Matthäus 6,18). Übrigens bedeutet fasten (altgotisch: fastan), so viel wie innehalten und nachdenken oder auch beobachten und prüfen. Dabei kann die Frage aufkommen: Habe ich mir vielleicht ein Verhalten angewöhnt, das nicht in Ordnung ist und welches ich nun bewusst ablegen möchte?

Gebet ist die Seele des Glaubens. Dazu gehört nicht nur das Sprechen, sondern auch das Hören. Wir hören Gott vor allem im Wort der Heiligen Schrift, wenn wir einen Abschnitt ganz bewusst lesen und darüber nachdenken und uns fragen: Welches Wort spricht ganz besonders zu mir? Ein grundlegender Vorsatz ist zudem: das gemeinschaftliche Gebet, den Gottesdienst wieder ernster zu nehmen. Die Fastenzeit ist eine große Chance zur religiösen und menschlichen Erneuerung – ergreifen wir diese.

Ihr Kantor Roy Heyne