Setzet Furcht und Angst beiseite, große Freude wird euch heute, euch und aller Welt bereit. Der Heiland ist in Davids Stadt geboren. Er schenkt der Welt, die gänzlich war verloren, das Leben, Heil und Seligkeit. (nach Lukas 2,10)
Diese Frohe und tröstliche Botschaft des Erzengels an die Hirten ist der Mittelpunkt der Weihnachtskantate „Merk auf, mein Herz, und sieh dorthin“ von Homilius, welche wir am 3. Advent in Lauenstein musizierten. Was der Engel den Hirten damals verkündete, gilt auch uns heute! Gerade jetzt haben wir diesen Zuspruch nötig. Es gibt sicher keinen, der derzeit ohne Angst und Sorge ist. Die Angst ist ein großer Schatten, der über unserem Leben liegt und es sogar erdrücken kann. Verschiedene Ängste können uns bedrängen und die Lebensfreude nehmen: Da sind im besonderen gerade die Angst vor Ungewissheit der Zukunft, vor Krankheit, Arbeitslosigkeit Misserfolg, Einsamkeit oder Alter. Und da ist die Angst vor dem Tod, die Urangst, die Wurzel der Ängste.
Wieso also sollen wir uns nicht fürchten – weil es keinen Grund gibt und alles nicht so schlimm ist? Nein, das ist ein zu einfacher Trost. Sorgen und Ängste bestehen begründet und können nicht verdrängt oder überspielt werden. Das Leben ist lebensgefährlich. Wir sind wirklich gefährdet und bedroht. Und doch heißt es: Fürchtet euch nicht! … denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr. (Lukas 2,11) Dies ist der Grund, weshalb wir keine Angst haben brauchen. Die von uns gefürchteten Gefahren und Bedrohungen sind da. Aber es ist noch einer da, der stärker ist als alles, was wir fürchten. Er besiegt die Mächte des Todes, der Messias, der Retter, der uns zu Hilfe kommt. Die frohe Botschaft von Weihnachten ist: Wir sind den Bedrohungen nicht mehr allein ausgeliefert. Gott kommt hinein in unsere Dunkelheit und streckt uns seine Hand entgegen. Dies ist die Chance unseres Lebens: Die Hand Gottes zu ergreifen und nicht mehr loszulassen – mit ihm Verbindung aufzunehmen.
Die Hirten fürchteten sich vor dem Engel und dem Gericht Gottes. Aber es kommt anders als sie fürchteten. Da kommt kein göttlicher Richter auf Himmelswolken, sondern sie finden den Herrn so, wie es der Engel sagte: Ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Das Wunder der Weihnacht: Gott kommt zur Welt. Nicht so, dass wir uns vor ihm fürchten sollen, sondern ihn liebgewinnen müssen. Groß ist Gott und überaus lobenswert; klein ist Gott und überaus liebenswert, formulierte es Bernhard von Clairvaux. Beim Anblick dieses liebreichen Kindes erweicht den Hirten das Herz, sie gehen in die Knie und geben sich ihm hin. Sie sind gewiss: Wir sind gerettet. Angesichts des göttlichen Kindes haben die Ängste, Sorgen und Befürchtungen keine Bedeutung mehr. Wichtig ist nur noch dieses Kind, das mich liebt, und dass ich zu ihm gehöre und es wieder lieben darf. Wenn dieses göttliche Kind, Christus, mit mir ist: Wer will beziehungsweise kann dann gegen mich sein? Meine Sorge kann nur noch sein, wie ich diesem Kind gefallen, ihm dienen und welche Gabe ich ihm bringen kann.
Eine besinnliche Adventszeit, ein frohes Weihnachstfest und ein gesegnetes Jahr 2023 wünscht Ihnen
Ihr Kantor Roy Heyne